Sammlung möglicher Fragen für das Fachgespräch – Industriemeister Glas

Frage 1: Welche Rohstoffe werden für die Glasherstellung verwendet und warum?

Antwort

Die wichtigsten Rohstoffe sind:

  • Quarzsand (SiO₂) → Hauptbestandteil, bildet das Glasnetzwerk
  • Soda (Na₂CO₃) → senkt den Schmelzpunkt
  • Kalk (CaCO₃) → verbessert die chemische Beständigkeit
  • Zusätze wie Eisenoxid, Chromoxid, Manganoxid → beeinflussen die Farbe
  • Altglasanteil → spart Energie

Praxisbeispiel:
Für Braunglas setze ich gezielt Farboxide ein (Fe₂O₃, MnO₂), um UV-Licht zu absorbieren und lichtempfindliche Produkte zu schützen.


Frage 2: Wie kalkulieren Sie die Stückkosten eines Glasprodukts?

Antwort

Die Kalkulation erfolgt über die Gesamtkosten dividiert durch die Produktionsmenge. Dabei unterscheidet man Einzel- und Gemeinkosten:

Stückkosten = Gesamtkosten / Produktionsmenge  

Beispiel:
Gesamtkosten: 85.000 €
Produktionsmenge: 50.000 Stück

Stückkosten = 85.000 € / 50.000 = 1,70 €/Stück  

Die Stückkosten beinhalten:

  • Rohstoffe
  • Energie
  • Personalkosten
  • Maschinenstunden
  • Gemeinkostenanteil

Frage 3: Wie stellen Sie die Qualität in der Glasproduktion sicher?

Antwort
  • Einsatz von SPC (Statistical Process Control)
  • Regelmäßige Stichprobenmessung (z. B. Wanddicke, Spannungen)
  • Kamerasysteme zur optischen Kontrolle
  • Schulung des Personals
  • Dokumentation im QS-System

Praxisbeispiel:
Bei erhöhter Bruchrate in der Abkühlzone habe ich die Temperaturverteilung geprüft und anschließend die Kühlluftführung angepasst.


Frage 4: Wie gehen Sie bei einer Störung an der Produktionslinie vor?

Antwort

Vorgehen bei einer technischen Störung:

  1. Maschine absichern (Stillstand)
  2. Fehlerbild analysieren
  3. Ursachen eingrenzen
  4. Techniker/in informieren
  5. Dokumentation der Stillstandszeit
  6. Wiederanlauf prüfen und freigeben

Praxisbeispiel:
Bei einer Störung im Hohlglasbereich (Fehlformung) stellte sich heraus, dass die Formkühlung blockiert war. Nach Reinigung und Prüfung konnte die Linie wieder anlaufen.


Frage 5: Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter im Schichtbetrieb?

Antwort
  • Lob und Anerkennung
  • Mitarbeiter in Entscheidungen einbinden
  • Klare Ziele und Rückmeldungen
  • Persönliche Entwicklungsmöglichkeiten (z. B. Schulungen)
  • Gute Schichtplanung zur Vermeidung von Überlastung

Praxisbeispiel:
Ich habe ein Schichtteam mit in die Optimierung der Verpackungslinie eingebunden – ihre Vorschläge führten zur Senkung des Ausschusses um 12 %.


Frage 6: Wie berechnen Sie die Produktionsmenge pro Stunde, wenn ein Glasprodukt 12 s Zykluszeit hat?

Antwort
Produktionsmenge pro Stunde = 3600 s / Zykluszeit  
3600 s / 12 s = 300 Stück/h  

Beispiel:
Eine Formanlage produziert bei 12 s Taktzeit ca. 300 Gläser pro Stunde. Bei drei parallelen Linien ergibt das:

3 × 300 = 900 Gläser/h  

:shield: Sicherheit, Umwelt & Gesundheit


Frage 7: Welche Arbeitsschutzmaßnahmen sind an einem Glas-Schmelzofen notwendig?

Antwort
  • Tragen von PSA: Hitzeschutzkleidung, Gesichtsschutz, Schutzhandschuhe
  • Einhaltung der Gefährdungsbeurteilung
  • Hitzeabschirmung und Zugangssicherung
  • CO-/NOₓ-Messungen und Absaugung
  • Regelmäßige Sicherheitsunterweisungen

Beispiel:
Ein neuer Mitarbeiter war unsicher im Bereich Schmelzofen. Ich habe ihn direkt nach der Unterweisung durch einen erfahrenen Kollegen begleiten lassen und ein Feedbackgespräch geführt.


Frage 8: Wie tragen Sie in Ihrer Funktion zum Umweltschutz bei?

Antwort
  • Optimierung des Energieeinsatzes (z. B. durch Wärmerückgewinnung)
  • Erhöhung des Altglasanteils zur Schmelzpunktabsenkung
  • Trennung und Recycling von Produktionsabfällen
  • Reduktion von Ausschuss durch Qualitätskontrolle
  • Überwachung von Emissionen (NOₓ, Staub, SO₂)

Beispiel:
Nach Analyse der Ofensteuerung konnte durch gezielte Temperaturabsenkung im Rückschmelzbereich 5 % Energie eingespart werden.


Frage 9: Wie wird eine Gefährdungsbeurteilung durchgeführt?

Antwort
  1. Arbeitsbereich analysieren
  2. Gefährdungen erfassen (mechanisch, thermisch, chemisch)
  3. Maßnahmen definieren
  4. Unterweisung organisieren
  5. Wirksamkeit kontrollieren
  6. Dokumentation durchführen

Beispiel:
Im Bereich Heißschnitt habe ich den Zugang neu abgesichert und die Handschuhpflicht nach einer Beurteilung neu eingeführt.


:busts_in_silhouette: Führung & Konfliktlösung


Frage 10: Ein Mitarbeiter verstößt wiederholt gegen Sicherheitsregeln – wie handeln Sie?

Antwort
  1. Persönliches Gespräch führen (situationsbezogen, sachlich)
  2. Auf Gefahren und Verantwortung hinweisen
  3. Dokumentation des Gesprächs
  4. Bei Wiederholung: Abmahnung nach Absprache mit HR
  5. Teamunterweisung durchführen

Beispiel:
Ein Mitarbeiter ignorierte mehrfach die Schutzbrillenpflicht. Ich habe ein Eskalationsgespräch geführt, dokumentiert und eine schriftliche Abmahnung durchgesetzt.


Frage 11: Wie führen Sie ein Kritikgespräch richtig?

Antwort
  • Gespräch unter vier Augen
  • Ich-Botschaften statt Vorwürfe
  • Situation sachlich schildern
  • Konsequenzen aufzeigen
  • Zielvereinbarung treffen

Beispiel:
Ein Kollege kam mehrfach zu spät. Ich habe Ursachen erfragt, flexible Schichtanpassung angeboten und eine Vereinbarung mit Nachverfolgung getroffen.


Frage 12: Wie integrieren Sie neue Mitarbeitende ins Team?

Antwort
  • Begrüßung und Vorstellen im Team
  • Zuteilung eines Paten
  • Einarbeitungsplan mit Schulungen
  • Feedbackrunden
  • Teamintegration durch Gespräche und Beteiligung

Beispiel:
Ich lasse neue Mitarbeitende an einem Ideenworkshop teilnehmen – das fördert frühes Einbringen und Integration.


:chart_with_upwards_trend: Produktionsplanung & Organisation


Frage 13: Wie planen Sie die Produktion bei einem Großauftrag?

Antwort
  • Kapazitäten prüfen (Maschinen & Personal)
  • Materialverfügbarkeit sicherstellen
  • Termine & Pufferzeiten einplanen
  • Maschinenbelegung optimieren
  • Kommunikation mit Einkauf und Versand

Beispiel:
Bei einem kurzfristigen Großauftrag haben wir Zusatzschichten eingerichtet und die Produktion auf Losgröße umgestellt.


Frage 14: Wie berechnen Sie den Maschinenstundensatz?

Antwort
MStS = (Fixkosten + variable Kosten) / Maschinenlaufzeit  

Beispiel:
Fixkosten: 18.000 €, variable Kosten: 12.000 €, Laufzeit: 1.500 h

MStS = (18.000 + 12.000) / 1.500 = 20 €/h  

Frage 15: Wie ermitteln Sie die Auslastung einer Maschine?

Antwort
Auslastung (%) = (tatsächliche Betriebszeit / verfügbare Zeit) × 100  

Beispiel:
Verfügbare Zeit: 160 h, Betriebszeit: 120 h

Auslastung = (120 / 160) × 100 = 75 %  

:mortar_board: Ausbildung & Unterweisung


Frage 16: Wie unterweisen Sie Auszubildende an einem neuen Arbeitsplatz?

Antwort
  • Vier-Stufen-Methode anwenden:
    1. Vorbereiten
    2. Vormachen
    3. Nachmachen lassen
    4. Selbstständig ausführen
  • Auf Sicherheitsregeln hinweisen
  • Feedback geben und dokumentieren

Beispiel:
Bei der Einführung an der Glasformmaschine habe ich mit dem Azubi eine Checkliste durchgearbeitet und die Unterweisung unterschreiben lassen.


Frage 17: Welche Ausbildungsmethoden setzen Sie ein?

Antwort
  • Vier-Stufen-Methode (für praktische Tätigkeiten)
  • Leittext-Methode (bei komplexen Aufgaben)
  • Projektmethode (z. B. Planung einer Schichtübergabe)
  • Rollenspiele (z. B. Sicherheitsunterweisung)
  • Lerntagebuch zur Reflexion

Beispiel:
In der Sicherheitsunterweisung habe ich eine Fallmethode genutzt, bei der der Azubi selbst Schutzmaßnahmen erarbeitet hat.


:moneybag: Wirtschaftlichkeit, Lean, KVP & Digitalisierung


Frage 18: Wie berechnen Sie den Deckungsbeitrag eines Produkts?

Antwort

Der Deckungsbeitrag (DB) zeigt, wie viel ein Produkt zur Deckung der Fixkosten beiträgt.

Deckungsbeitrag = Verkaufspreis – variable Kosten  

Beispiel:
Verkaufspreis: 2,50 €, variable Kosten: 1,60 €

DB = 2,50 – 1,60 = 0,90 €  

Bei 100.000 verkauften Gläsern ergibt sich:

Gesamt-DB = 0,90 € × 100.000 = 90.000 €  

Damit lassen sich Fixkosten decken und ggf. ein Gewinn erwirtschaften.


Frage 19: Wie führen Sie eine Wirtschaftlichkeitsanalyse bei einer Investition durch?

Antwort
  • Ermittlung der Anschaffungskosten
  • Berechnung der Ersparnisse (z. B. Energie, Personal)
  • Gegenüberstellung der Alternativen
  • Amortisationsrechnung (statische Methode):
Amortisationszeit = Anschaffungskosten / jährliche Einsparung  

Beispiel:
Neue Kühlanlage kostet 50.000 €, spart 10.000 €/Jahr Energie:

Amortisationszeit = 50.000 / 10.000 = 5 Jahre  

Frage 20: Was ist der Unterschied zwischen Fixkosten und variablen Kosten?

Antwort
  • Fixkosten: fallen unabhängig von der Produktionsmenge an (z. B. Miete, Gehälter, Versicherungen)
  • Variable Kosten: ändern sich mit der Ausbringungsmenge (z. B. Rohstoffe, Energie, Verpackung)

Beispiel:
Bei Produktionsausfall laufen die Fixkosten weiter – die variablen Kosten entfallen.


Frage 21: Wie setzen Sie Lean-Methoden im Produktionsbereich um?

Antwort
  • Einführung von 5S (Sortieren, Setzen, Säubern, Standardisieren, Selbstdisziplin)
  • Anwendung von Kanban für Materialnachschub
  • Reduzierung von Verschwendung (Muda)
  • Standardisierte Arbeitsanweisungen

Beispiel:
Durch 5S in der Werkzeugvorbereitung wurde die Rüstzeit um 15 % gesenkt.


Frage 22: Was ist KVP und wie fördern Sie ihn im Betrieb?

Antwort

KVP = kontinuierlicher Verbesserungsprozess

  • Ziel: fortlaufende Optimierung von Prozessen, Qualität, Kosten
  • Beteiligung der Mitarbeitenden (Ideenmanagement)
  • Regelmäßige KVP-Runden oder Workshops
  • Umsetzung kleiner Verbesserungen schnell ermöglichen

Beispiel:
Ein Kollege schlug vor, die Palettenbeschriftung mit QR-Codes zu ergänzen – wir setzten das um und verringerten Fehlverladungen.


Frage 23: Wie reagieren Sie auf steigende Ausschussquoten im Produktionsbereich?

Antwort
  • Sofortanalyse: Wo tritt der Ausschuss auf?
  • Ist es ein Maschinen- oder Bedienfehler?
  • Prüfen der Schichtberichte
  • KVP-Team einberufen
  • Ursachen beseitigen, z. B. Einstellungen, Rohstoffe, Schulung

Beispiel:
Nach Anstieg der Bruchquote wurde die Kühlkurve der Annealing-Zone angepasst – Ausschuss sank um 30 %.


Frage 24: Welche digitalen Systeme nutzen Sie zur Produktionssteuerung?

Antwort
  • MES-Systeme (Manufacturing Execution System) zur Schicht-, Maschinen- und Qualitätsdaten-Erfassung
  • Betriebsdatenerfassungssysteme (z. B. SAP, CAQ)
  • Sensorik mit Visualisierung
  • Digitale Wartungspläne

Beispiel:
Über das MES sehe ich direkt, wenn Schichtziele unterschritten werden – ich kann dann schnell reagieren (z. B. Personalumschichtung).


Frage 25: Wie nutzen Sie Kennzahlen zur Produktionssteuerung?

Antwort

Wichtige Kennzahlen sind:

  • OEE (Overall Equipment Effectiveness)
  • Ausschussquote (%)
  • Produktivität (Stück/h)
  • Maschinenauslastung

Beispiel:
Durch die Analyse der OEE konnte ich Stillstandszeiten im Rüstprozess identifizieren und Maßnahmen zur Rüstzeitverkürzung einleiten.